„Unendliches Wachstum ist auf einem endlichen Planeten nicht möglich.“
(Schmelzer/Vetter 2019)
Leerstand und das Verschwinden von Einzelhandel ist inzwischen in jeder deutschen Stadt ein Problem. Das Phänomen, das auf die neoliberale Umstrukturierung der Wirtschaft, der Immobilien- und Mietpreisentwicklung in den Innenstädten und auf ein verändertes Kauf- und Konsumverhalten zurückzuführen ist, kehrt mit den zyklischen Krisen der großen Warenhäuser immer wieder zurück in die öffentliche Debatte.
Als 2021 die Schließung der Galeria-Filiale am Bohlweg in Braunschweig angekündigt wurde, konzipierte ich das Seminar (Warenhaus) Andershaus, um über Alternativen der Nahversorgung in diesen Großformen nachzudenken. Denn ein Wegfallen der Nahversorgungsinfrastruktur stärkt lediglich der emissionsstarke, ausbeuterische und müllintensive Online-Handel durch und führt zudem zur weiteren Kommerzialisierung und Projektifizierung der Innenstädte, oder ihrer Verödung.
Für eine lebenswerte und zukunftsfähige Stadt hingegen sind eine barrierefreie, emissionsarme Versorgung mit und Produktion von Gütern des täglichen Bedarfs sowie städtische Räume, in denen diverse Formen des Austauschs und der Begegnung stattfinden können, unerlässlich sind. In Anbetracht des globalen Klimanotstandes ist zudem das Thema der Klimagerechtigkeit – also der weltweiten Ermöglichung eines guten Lebens für alle – nicht von den alltäglichen Lifestyles und Handlungen im globalen Norden zu entkoppeln.
Anknüpfend an das Seminar (Warenhaus) Andershaus wird im Seminar Degrowth Lifestyles wieder die Frage behandelt, wie Nahversorgung, aber auch Austausch, Arbeit, gesellschaftliche Vielfalt, Kultur und demokratische Teilhabe im leerstehenden Warenhaus ermöglicht werden können. Und weiter spekuliert und diskutiert: was sagen die Bewohner*innen Braunschweigs und gibt es Spuren von bestehenden "Degrowth Lifestyles"?
Der Austausch und die Überlegungen wurden in einer dreiteiligen Podcast-Reihe dokumentiert:
Degrowth Lifestyles Podcast Teil 1 – Lukas Feyrer, Caroline Fischer, Cecilia Redante
Im ersten Teil führen Lukas Feyrer, Caroline Fischer und Cecilia Redante ein in die Konzepte und Theorien, die die Grundlage für die Idee des Andershauses darstellen. Der historische Kontext der Entstehung von Warenhäusern wird ebenso nacherzählt wie die Kritik am Wachstumsparadigma und der ihr zugrundeliegenden Konsumgesellschaft. Könnte Postwachstum eine sinnvolle Alternative sein? Was ist das überhaupt und was könnte ein auf Postwachstum basierendes Andershaus sein?
Degrowth Lifestyles Podcast Teil 2 – Laura Leinert, Helena Loy, Paul Wessel
O-Töne und ein Stimmungsbild am Braunschweiger Hagenmarkt sind im zweiten Teil der Reihe zu hören. Laura Leinert, Helena Loy und Paul Wessel reflektieren ihre Erlebnisse bei ihrem Aufenthalt auf dem Hagenmarkt und den Austausch mit Braunschweiger*innen. Sie zeichnen das Meinungsbild nach und besprechen miteinander das Setting, die Ziele und Erkenntnisse vor Ort.
Degrowth Lifestyles Podcast Teil 3 – Paul Dörsam, Tabea Schamp, Isabel Vollmer
Im letzten Teil der Reihe werten Paul Dörsam, Tabea Schamp und Isabel Vollmer die gesammelten Ideen, Meinungen und Informationen aus, machen sich Gedanken, wie Teilhabe für marginalisierte Menschen ermöglicht werden könnte, und spekulieren in die Zukunft.
Beteiligte: Seminarteilnehmende „Degrowth Lifestyles“ – Paul Dörsam, Lukas Feyrer, Caroline Fischer, Laura Leinert, Helena Loy, Cecilia Redante, Tabea Schamp, Isabel Vollmer und Paul Wessel am GTAS, TU Braunschweig